- Offizieller Beitrag
Alles anzeigenWildtierbörsen in Österreich bald verboten
Wie die Kronen Zeitung am Dienstag berichtete, hat das für den Tierschutz zuständige österreichische Bundesministerin für Gesundheit (?!) am Montag eine für die Vivaristik entscheidende Verordnungsnovellierung auf den Weg gebracht: Ministerium lässt Tierschutz-Novellen begutachten
Was sich bereits lange (auch hierzulande) abzeichnete, soll also in Österreich bald eintreten: Wildtierkaufbörsen sollen verboten werden! Im Entwurf der Änderungsverordnung, mit welcher die österreichische Tierschutz-Veranstaltungsverordnung novelliert werden soll, findet man folgendes:
3. Nach § 2 Abs.2 wird folgender Abs. 2a eingefügt:
„(2a) Kaufbörsen mit Wildtieren sind verboten.“
Die Hoffnung, dass es sich bei den genannten „Wildtieren“ lediglich um Wildfänge (also aus der Natur entnommene Wildtiere) handelt, ist leider vergebens. Wildfänge sind bereits jetzt deutlich als solche in der Tierschutz-Veranstaltungsverordnung bezeichnet und der Handel mit ihnen (außer bei Fischen) bereits jetzt verboten.
In der Erläuterung zum Entwurf heißt es als Begründung, dass Wildtiere im Gegensatz zu domestizierten Haus- und Heimtieren nicht an den Menschen angepasst seien, besondere Ansprüche hätten und die Halter deswegen häufig schnell überfordert seien. Dass die meisten Tierschutzfälle auch in Österreich bei Hunden und Katzen auftreten, weil die Halter dieser Tiere oftmals ebenso überfordert sind, fällt natürlich wieder unter den Tisch. Veranstaltungen mit überzüchteten Rassekatzen und –hunden wird es also auch zukünftig ist Österreich geben.
Rassekatzen in engem Präsentationsbehältnis (Symbolfoto)Laut der Begründung des Ministeriums werden Tauschbörsen mit Wildtieren weiterhin geduldet:
Tauschbörsen mit Wildtieren (meist im Rahmen von Vereinsveranstaltungen) sind weiterhin erlaubt, da der Tausch unter sachkundigen Personen erfolgt, welche ansonsten in die Illegalität gedrängt werden würden.Das ist zwar nüchtern betrachtet lobenswert formuliert, wird von mir jedoch ebenfalls kritisch gesehen. Das Problem dabei ist aus meiner Sicht, dass die verschiedenen Tierarten nun einmal nicht denselben Wert haben. Wie soll ein fortgeschrittener Halter, der jahrelang z.B. Kornnattern und Bartagamen gehalten hat, an anspruchsvollere Arten gelangen, die nicht im Zoofachhandel angeboten werden und somit nur auf solchen Tauschbörsen legal erworben werden können? Kaum ein Raritätenzüchter würde seine aufwendig nachgezüchteten Tiere im Austausch gegen Einstiegsarten anbieten. Geld als Zahlungsmittel wird daher trotzdem auch zukünftig eine Rolle auf den sogenannten „Tauschbörsen“ spielen, wodurch es sich irgendwie und irgendwann dann doch wieder um Kaufbörsen handeln würde. Kaufbörsen in einem internen Zirkel zwar, aber trotzdem am Rande der Legalität.
Es ist jetzt nur noch eine Frage der Zeit, bis gewerbliche Wildtierbörsen auch hier in Deutschland abgeschafft werden. Schließlich steht dies als Ziel im Koalitionsvertrag der Bundesregierung. Die Novellierung in Österreich dient den Börsengegnern hierzulande nun natürlich als Steilvorlage. Selbst der Bundesverband für fachgerechten Natur- und Artenschutz e.V. (BNA) stellte 2013 klar:
Den kommerziellen Handel auf Tierbörsen lehnt der BNA ab. Tierbörsen dienen dem Austausch nachgezüchteter Tiere von Tierhalter zu Tierhalter.Wäre dies der Untergang der Terraristik?
Meiner Meinung nach nicht unmittelbar, weil das eigentliche Börsengeschehen aus meiner Sicht für spezialisierte Terrarianer zunehmend uninteressant wird, weil dort fast nur noch Farbzuchten von Allerweltstieren angeboten werden und die echten Raritäten meist durch zuvor über das Internet geknüpfte Kontakte gehandelt werden. Dafür sind die Börsen zwar ein geeigneter Treffpunkt, aber den kann man notfalls auch woanders hin verlagern. Und wie ich in meinen Börsenberichten gelegentlich geschrieben habe, empfinde ich das Publikum auf solchen Veranstaltungen nicht unbedingt immer als sonderlich sachkundig.Dennoch spreche ich mich gegen strikte Börsenverbote aus, die aus meiner Sicht nur auf emotionalen Meinungen, Unkenntnis über die Verhaltensweisen von Wildtieren und aus dem Zusammenhang gerissenen „Beweismaterialien“ seitens der Tierrechtslobby beruhen. Schärfere Kontrollen der Richtlinien, Sperrung von bestimmten Anbietern und ein kurzfristiges Börsenverbot für uneinsichtige Veranstalter wären geeignetere Mittel.
Was man schließlich auch nicht vergessen sollte: Börsenverbote sind erst der Anfang! Die Tierhaltungsgegner fügen der Terraristik andauernd viele kleine Wunden zu, die für sich genommen vielleicht nicht tödlich sind, in der Summe das Hobby jedoch ausbluten lassen!