Vegetationsgliederung
Wir sehen bei der Vielzahl der aufgeführten Florenregionen, dass die Pflanzenwelt in den einzelnen Vegetationszonen durch die Temperatur und Feuchtigkeit wesentlich beeinflusst wird, wobei lokale Bodenbeschaffenheit und weitere Faktoren natürlich ebenfalls eine Rolle spielen, wie wir es besonders von den azonalen Vegetationstypen, wie Hochgebirgs-und Felsvegetation, Salz-und Süßwasservegetation, Feuchtwiesen-und Moorvegetation und der Dünenvegetation her kennen.
1 Die Arktische Zone
mit Temperaturen von nur etwa einem Monat über 10°C hat für uns ebenso wenig terraristische Bedeutung wie die gleichartig temperierte Antarktische Zone. Beide sind durch die humide Tundra gekennzeichnet.
2 Die Boreale Zone
im Norden reicht von der Waldgrenze bis an die nemoralen Bereiche, an deren nördlicher Grenze Temperaturverhältnisse herrschen, die etwa vier Monate lang Temperaturen über 10°C aufweisen. Es ist das Gebiet der Taiga. Gebiete mit Frösten von weniger als -10°C bezeichnet man als
3 Nemorale Zone
mit sommergrünen Laubwäldern und nemoralen Nadelwäldern in Winterregengebieten, die oft mit kälteresistenten Laubgehölzen durchsetzt sind.
In semiariden Bereichen mit Sommerregen finden wir Steppen und in Winterregengebieten nemorale Trockengehölze. In ariden Bereichen treten dann Wüsten auf. Südlich dieser Zone schließt sich
4 die Meridionale Zone
an, die bis an den Bereich der Frostfreiheit reicht. Hier finden wir Lorbeerwälder, sommer-und regengrüne Gehölze, sowie Hartlaubwälder, in semiariden Gebieten mit Sommerregen auch Trockengehölze und Steppen.
5 Die Tropische Zone
liegt innerhalb der nördlichen und südlichen Frostgrenzen mit tropischem Regenwald in den humiden und regengrunem Wald in den semihumiden Bereichen. In semiariden Bereichen finden wir Offenwälder und Trockengehölzvegetation, in ariden Bereichen Wüsten.
6 Die Australe Zone
reicht von der Frostgrenze im Norden bis zur antarktischen Nordgrenze, wo wiederum Temperaturverhältnisse wie an der arktischen Südgrenze herrschen. Im humiden und semihumiden Bereich wachsen Lorbeerwälder, zum Teil im Sommerregengebiet mit regengrünen Gehölzen durchsetzt, im Winterregengebiet Hartlaubwälder und in den semiariden Sommerregengebieten Trockengehölze und Pampa.
Entsprechend den klimatischen Voraussetzungen haben sich auf der Erde sehr unterschiedliche Florengebiete und -regionen gebildet. Ohne auf die prähistorischen Zusammenhänge der Kontinentalbildung, auf Besonderheiten der horizontalen oder vertikalen Zonierung und Differenzierung hier einzugehen, unterscheidet man nach SCHROEDER "1998" folgende Florenreiche und Florenregionen:
7 Holarktisches Florenreich
Es ist das größte Florenreich der Erde und umfasst den gesamten nicht tropischen Bereich der nördlichen Hemisphäre mit klimatisch differenzierten Vegetationszonen.
8 Die Arktische Florenregion
erstreckt sich über die gesamte arktische, 7Jrkumpolare Tundrenzone mit relativ einheitlicher Flora.
9 Die Zirkumboreale Florenregion
bildet einen breiten Gürtel mit borealer Vegetation, der sich in drei Unterbereiche, die kanadische, die skandisch-westsibirische und die ostsibirische Unterregion unterscheiden lässt, die alle noch relativ artenarm, aber durch das Eindringen südlicher Florenelemente nach unterschiedlicher Vergletscherung im Tertiär heute deutlich zu unterscheiden sind.
10 Die Oregonische Florenregion
im Nordwesten der USA und Kanadas umfasst die nemoralen (winterkalten) und borealen (mehr als sechs Monate winterkalten, im dreimonatigen Sommer durchschnittlich nicht über 10 °C warmen) Nadelwälder der west-nordamerikanischen Gebirge.
11 Die Madrische Florenregion
besteht aus sehr differenten Vegetationstypen von stark arid beeinflussten nemoralen und meridionalen Wäldern bis Wüsten.
12 Die Ostnordamerikanische
Florenregion umfasst sowohl Prärien im Mittelwesten der USA als auch Sommerund Lorbeerwälder im Osten.
13 Die Südeurosibirische Florenregion
besteht aus den europäisch-vorderasiatischen Sommerwäldern und Steppen.
14 Die Makaronesische Florenregion
umfasst die Vegetationen der Azoren, Madeiras, der Kanaren und Kapverden, die durch das Vorkommen der für Europa reliktären Lorbeerwälder und charakteristische aride Vegetationselemente gekennzeichnet ist.
15 Die Mediterrane Florenregion
ist gekennzeichnet durch die typische Hartlaubvegetation. Die SaharoArabische Florenregion umfasst die Vegetation der nordafrikanisch-südwestasiatischen Trockengebiete.
16 Die Irano-Turanische Florenregion
bezeichnet die nemoralen Trockengebiete West-und Zentralasiens, sie lässt sich noch in die
17 =Orientalisch-Kasachische Florenregion
und
18 Die Tibetisch-Mongolische Florenregion
unterteilen, was auf die unterschiedlichen Einflüsse aus jeweils südlicheren Zonen eindringender Florenelemente zurückzuführen ist.
19 Die Sino-Japanische Florenregion
umfasst die gesamten Lorbeerund Sommerwälder Ostasiens, sowie die westlich angrenzenden Steppen.
20 Neotropisches Florenreich
Es bezeichnet die recht unterschiedlichen Vegetationszonen vom südlichen Nordamerika über die Karibik, Mittelamerika und Südamerika bis an die Grenze der Chilenisch-Patagonischen Florenregion, die man bereits zum holantarktischen Florenreich zählt.
21 Die Karibische Florenregion
beherbergt in starker Differenzierung viele Abstufungen tropischer Vegetation vom Tropischen Regenwald bis zur Wüste.
22 Die Venezolanisch-Guajanische Florenregion
ist der vorigen ähnlich, aber durch die charakteristischen Llanos (Savannen) geprägt, sowie durch die endemische Reliktvegetation des Berglandes, der Tepuis.
23 Die Andisch-Pazifische Florenregion
reicht von den ariden Küstenwüsten über die dauerfeuchten Gebirgswälder bis in die Andenhochlagen der tropischen Gebirgsflora.
24 Die Amazonische Florenregion
umfasst die reichhaltige Vegetation der amazonischen Regenwälder, Gewässer und überschwemmungszonen, sowie offene Vegetationszonen auf recht armen Böden.
25 Die Brasilianische Florenregion
ist durch größere Feuchtigkeitsunterschiede gekennzeichnet, die von Regenwäldern bis zu offenen semiariden Wäldern reichen.
26 Die La-Plata-Florenregion
ist ein floristisches Übergangsgebiet, das durch die Pampa und südliche Dornwälder gekennzeichnet ist.
27 Paläotropisches Florenreich
Dieses weist zwei unterschiedliche Bereiche auf, die eine Differenzierung aufgrund unterschiedlicher Florenelemente zur Folge hatte, dennoch zeigen Madargaskar und Vorderindien eine Vermischung beider Artenelemente, die einer grundsätzlichen Trennung widersprechen. So unterscheidet man heute zwei Unterreiche, das Afrikanische Unterreich und das Indo-Pazifische Unterreich. Zum ersten gehören sechs Florenregionen, zum zweiten sieben, die im Folgenden vorgestellt werden.
Im Afrikanischen Unterreich umfasst
28 Die Sudano-Sindische Florenregion
den gesamten Bereich der semihumiden Wälder bis zu den Wüsten Nordafrikas über Vorderasien bis Indien, was zu einer weiteren Differenzierung in zwei Unterregionen,
29 Die Sahelo-Sudanische Florenregion
im Westen und
30 Die Nubo-Sindische Florenregion
im Osten, führte.
31 Die Guinea-KongoFlorenregion
das afrikanische Pendant zur
32 Amazonischen Florenregion
umfasst den afrikanischen Regenwald, dessen Flora nicht so reichhaltig ist wie in der Neotropis. Als eigene Florenregion mit einer endemischen artenarmen Flora landferner Atlantik-Vulkaninseln lässt sich
33 Die St.Helena-Ascension-Florenregion
abtrennen.
34 Die Sambesische Florenregion
beherbergt die Vegetationsgebiete des östlichen und südöstlichen tropischen Afrikas, die semihumid und semiarid sind, stark der Sudano-Sindischen Florenregion ähnelnd.
35 Die Karroo-Namib-Florenregion
in den ariden Gebieten Süd-und Südwestafrikas hat große Ähnlichkeit mit dem angrenzenden Kapländischen Florenreich und ist besonders durch seine eigenständige Sukkulentenflora charakterisiert.
36 Die Madagassische Florenregion
zeigt alle Formen der Vegetation vom tropischen Regenwald an der Ostseite bis zu semiariden offenen Wäldern im Südwesten, wobei eine große Anzahl von Endemiten auftritt. Ihre Zwischenstellung zwischen heiden Zentren der Paläotropis ist durch die "afrikanischen" Vegetationselemente im Westen und die "indo-pazifischen" im Osten begründet.
37 Die Vorderindische Florenregion
ähnelt gewissermaßen der Madagassischen Florenregion. Auch hier finden sich im Westen "afrikanische" Elemente, die semihumiden Vegetationsbereiche zeigen aber vorwiegend östliche Herkunft.
38 Die Indochinesische Florenregion
ist stark von holarktischen von Norden eindringenden Elementen durchsetzt, dennoch vorwiegend paläotropisch.
39 Die Malesische Florenregion
ist vorwiegend tropisch, zeigt aber weniger extratropische Florenelemente, wie sie vor allem in den Gebirgen der Nachbarregionen auftreten.
40 Die Papuasische Florenregion
ist durch Tieflandvegetation mit australischen Elementen und Hochgebirgsvegetation mit holantarktischen Einflüssen gekennzeichnet.
41 Die Neukaledonische Florenregion
umfasst auch die Fidschi-Inseln, die Neuen Hybriden und die Norfolk-Insel. Diese Region zeigt einen auffallenden Anteil an Endemismen.
42 Die Polynesische Florenregion
weist in der weiträumigen geographischen Streuung eine von Westen nach Osten zunehmende Artenzahl auf, wobei selbt im Osten keine nennenswerten neotropischen Einflüsse auftreten.
43 Die Hawaiische Florenregion
ist gegenüber den westlichen Nachbarregionen, vorwiegend paläotropisch, aber auch holarktisch und neotropisch beeinflusst, enthält etliche Endemismen.
44 Kapländisches Florenreich
Es besteht nur aus einer gleichnamigen Florenregion und stellt als kleines Gebiet mit lokaler Sonderentwicklung die erstaunliche Anzahl von 190 endemischen Gattungen und vier endemischen Familien vor. Dieses ökologisch recht einheitliche Gebiete besitzt ein extratropisch-semiarides bis -semihumide Klima.
45 Australisches Florenreich
Dieses zeigt insofern ehe gewisse Einheit mit dem Kapländischen Florenreich, als es ebnfalls eine Sonderentwicklung erkennen lässt, es aber klimatisch und floristisch ungleichförmiger ist. Dies zeigen die vier zu unterscheidenden Florenregionen.
46 Die Südwestaustralische Florenregion
ist mit ihrer typisch australischen Hartlaubvegetation dem Kapland am ähnlichsten.
47 Die Zentralaustralische Florenregion
besitzt eine ausgeprägte Trockenflora, die im gesamten ariden und semiariden Bereich recht gleichförmig ist.
48 Die Nordaustralische Florenregion
zeigt im tropisch-humiden und -semihumiden Bereich deutliche Einflüsse der Paläotropis.
49 Die Südostaustralische Florenregion
mit humidem Klima besitzt deutliche holantarktische Florenelemente. Unter den Endemismen sind besonders die über 800 Eucalyptus-Arten im australischen Florenreich bemerkenswert.
50 Holantarktisches Florenreich
Es umfasst neben der praktisch fast vegetationslosen Antarktis Neuseeland und das südlichste Südamerika sowie einige kleinere Inseln. Dementsprechend lassen sich folgende Florenregionen unterscheiden:
51 Die Chilenisch-Patagonische Florenregion
ist recht vielseitig. Die Anden teilen es in einen westlichen Bereich mit den mittelchilenischen Hartlaubgehölzwäldern, den mit temperiertem, immergrünen Laubwald, dem Lorbeerwald, bedeckten Juan-Fernandez-Inseln, den südchilenisch-westpatagonischen Feuchtwäldern mit Feuerland und den Falklandinseln und dem östlichen Patagonien mit ihren Steppen und Halbwüsten. Die Aufteilung ist unter den Vegetationskundlern umstritten.
52 Die Neuseeländische Florenregion
ähnelt der Chilenisch-Patagonischen Florenregion, besitzt aber keine Trockengebiete. Obwohl die frostfreien Küstengebiete im Norden Neuseelands auch Einflüsse der Paläotropis erkennen lassen, ist diese wohl der Holantarktis zuzuordnen.
53 Die Antarktische Florenregion
mit recht artenarmer Vegetation finden wir auf dem Nordzipfel der antarktischen Landmasse sowie auf einigen südozeanischen Inseln.